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Grünberg

Vorschaubild Grünberg

Malerisch zu Füßen der Augustusburg erstreckt sich im oberen Teil eines Seitentales der Flöha das Dorf Grünberg. Es entstand als typisches zweireihiges Waldhufendorf wohl mit der Besiedlung des Finsterwaldes des Erzgebirges etwa in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in enger Bindung mit der Errichtung der Schellenburg als Dorf am "sich wieder begrünenden Berg". Die erste schriftliche Erwähnung datiert aus einer Verleihurkunde des Landgrafen von Thüringen an die Gemahlin des Heinrich von Luppelsdorf aus dem Jahre 1365.

 

Um 1501 wird die Einwohnerschaft Grünbergks mit 15 "besessenen Wirten", das sind etwa 100 Menschen, angegeben, die fünfzig Jahre später auf 15 besessene Männer, 2 Häusler, 7 Inwohner mit 18 Hufen, d.h. etwa 120 Personen angewachsen ist. Nach der teilweisen Zerstörung der Schellenburg 1547 hielt sich der Kurfürst bis 1568 mehrfach in der Gerichtsstube des Erbgerichtes in Grünberg auf. 1564 wurde laut Eintragung im Augustusburger Kirchenbuch ein kurfürstliches Hoflager in Grünberg abgehalten, in dessen Verlauf am 14. August anno 1564 Kurfürst August dem Städtl Schellenberg in einem Brief Wappen und Stadtrecht erneut bestätigte. Beim Bau der Augustusburg hatten die Bewohner Grünbergs umfangreiche Hand- und Spanndienste zu leisten, auch wurden auf Grünberger Flur Ziegel gestrichen und Kalk für den Burgenbau gebrannt.


In den Folgejahren entwickelte sich der Ort als reines Bauerndorf bis dies durch den Dreißigjährigen Krieg jäh unterbrochen wurde. Im August 1632 brachen Kroaten aus dem Heer des wallensteinschen Feldmarschalls Holk raubend und mordend über Schloss und Stadt Augustusburg und auch unseren Heimatort herein. Schließlich drangen am 1. Februar 1637 die Schweden des Heeres von General Baner in Grünberg ein und legten das Vorwerk nebst vier weiteren Bauernhöfen in Schutt und Asche. Viele Einwohner hielten sich in dieser Zeit in den dichten Wäldern, in den noch heute so beizeichneten "Schwedenlöchern", verborgen. Um 1700 wurde nach alten Berichten in Grünberger Flur nach Eisenerz gegraben, dies jedoch bald wegen geringer Ergiebigkeit wieder eingestellt. Die Flurbezeichnung "Eisenstein" erinnert an diese Bemühungen. 1749 zählte der Ort 33 bebaute Grundstücke und unter den etwa 200 Einwohnern befanden sich neben den 13 Bauern und dem Schmied auch 18 Häusler, darunter 4 Pfeiffenmacher, 5 Maurer, 4 Tagelöhner und 3 Zimmerergesellen. Erstmals wird in diesem Jahr auch ein für Schulzwecke genutztes Gebäude erwähnt. Erneut brachten sowohl der Siebenjährige Krieg als auch die Napoleonischen Kriege, besonders 1813, schwere Belastungen für die Bewohner des Ortes.

 

Im Jahre 1820 begann der Bau der Straße von Augustusburg nach Plaue und dabei errichtete der damalige Erbrichter Röber den Gasthof Grünberg als Pferdeausspannstation, übertrug die Schankkonzession und Gasthofgerechtsamkeit aus dem Erbgericht auf den Gasthof, der in der Folgezeit einen wichtigen Platz im Leben der Gemeinde einnahm. Mit der Entwicklung der Baumwollspinnerei Hauschild im Nachbarort Hohenfichte und weiteren Orten der Region in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelt sich auch Grünberg mehr und mehr vom Bauerndorf zum Arbeiterwohnort. Eine rege Bautätigkeit setzte in dieser Zeit ein und führte dazu, dass um die Jahrhunderwende der Ort auch als "Dorf der Fachwerkhäuser" bekannt wurde. Einige dieser malerischen Fachwerkhäuser und Dreiseitenhöfe sind heute noch im Ortsbild erhalten. Eine gewisse Bekanntheit über die Grenzen der Region erreichte unser Heimatort auch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts durch die in den Händen der Familien Bäßler ruhende handwerkliche Fertigung von Bandoneons.


Mit der Entwicklung der Industrie im letzten Jahrhundert waren die Mehrheit der Grünberger Bürger in den Betrieben der Baumwollverarbeitung bzw. des Maschinenbaus in der Region tätig. Seit dem 01.10.1995 gehört Grünberg als ein Ortsteil zur Stadt Augustusburg. Heute gibt es im Ort zwei Landwirtschaftbetriebe als Wiedereinrichter und einige Handwerksunternehmen. Der Gasthof erwartet durch seinen neuen Eigner nach Jahren des Brachliegens seine Wiederbelebung als wichtiges dörfliches Zentrum. Ein Flugsportverein übt auf Grünberger Flur Drachen- und Gleitschirmfliegen aus und Rundflüge im Leichtflugzeug können gebucht werden.


Engagierte Bürger des Ortes unter Führung des Ortschaftsrates sind bemüht, alte Traditionen und eine aktive Vereinstätigkeit wieder aufleben zu lassen. So besteht wieder ein Sportverein, in dem vor allem Frauen und Kinder aktiv sind. Ein Kultur- und Traditionsverein wurde 2003 gegründet. Einige Veranstaltungen, wie jährlich stattfindende Hexenfeuer, Herbstfeste, der Weihnachtsmarkt und die periodisch begangenen Dorffeste, haben sich weit über die Gemeindegrenzen einen guten Ruf erworben. Bedeutender Höhepunkt im Ortsleben war die durch Spenden der Einwohner ermöglichte Erneuerung der Schuluhr und das wieder regelmäßige Erklingen der Glocke zum Weihnachtsmarkt 2001.